StarCraft II

Rückblick auf ein Jahrzehnt: Die besten Spiele von StarCraft II, Teil II: Heart of the Swarm

Rückblick auf ein Jahrzehnt: Die besten Spiele von StarCraft II, Teil II: Heart of the Swarm

Teil I: Wings of Liberty | Teil II: Heart of the Swarm | Teil III: Legacy of the Void

In unserem letzten Artikel sind wir auf die besten Esportsmatches aus den ersten Jahren von StarCraft II eingegangen. Während sich das Gameplay weiterentwickelte und Mechaniken ausgefeilter wurden, bereiteten wir uns auf Heart of the Swarm vor, die erste Erweiterung für StarCraft II. Mit den mittlerweile unverwechselbaren, aber damals neuen Einheiten wie Arachnominen, Vipern und Orakeln wurde StarCraft noch viel dynamischer. Hier sind die unserer Meinung nach besten Spiele aus dieser Zeit.

2013

INnoVation gegen TaeJa

  • Gruppenphase der 16 der 2. WCS-Saison 2013, Spiel 3 (23. August 2013)

  • Gespielt auf Neukirk

  • Kommentatoren: Artosis & Rotterdam

Für 2013 haben wir zum zweiten Mal hintereinander ein TvT (Terraner gegen Terraner) als bestes Spiel des Jahres ausgewählt. Und wie 2012 ist es ein Kampf zwischen Bio- und Mech-Armeen. Aber hier hören auch die Gemeinsamkeiten auf. Als Lee „INnoVation“ Shin-Hyung in der Runde der besten 16 der 2. WCS-Saison auf Yun „TaeJa“ Young-Seo traf, setzte keiner der Spieler ungewöhnliche Spielstile ein, und das Spiel selbst war alles andere als chaotisch. Stattdessen führten beide Spieler meisterhaft vor, wozu ihre jeweiligen Einheitenzusammenstellungen fähig sind: INnoVation mit Mech, TaeJa mit Bio.

Besonders bemerkenswert an diesem Spiel ist, wie beide Spieler die Schwachstellen ihrer Armeen ausgeglichen haben. Normalerweise wird Mech als passiv und unbeweglich angesehen, Bio hingegen als mobiler, dafür aber schwächer in offenen Kämpfen. Um die Passivität von Mech auszugleichen, verwendete INnoVation die in Heart of the Swarm neu eingeführten Kampfhellions in Kombination mit Medivacs als mobile Unterstützung für seine Belagerungspanzer, die das Rückgrat der Armee bildeten. Währenddessen enthielt TaeJas Bio-Armee eine vergleichsweise große Menge an Belagerungspanzern, um Gebiete zu kontrollieren, während seine schnellen Einheiten pausenlos über die Karte fegten.

Weil die Spieler so ausgeglichen und vertraut mit ihren Fähigkeiten waren, bestand dieses Spiel aus ununterbrochener Action und einer unglaublichen Reihe an ausufernden, scheinbar spielentscheidenden Kämpfen. Aufgrund der vertikalen Symmetrie von Neukirk fühlten sich diese Kämpfe schon fast wie in einem Comic an: Die Spieler gingen von Gefecht zu Gefecht mit immer mächtigeren Waffen und Armeen aufeinander los.

Als TaeJa und INnoVation ihre gesamten Ressourcen aufeinander losließen, war es die Effizienz, die letztlich über den Sieger entschied. Nach zahllosen Kämpfen, die sich über die ganze Karte erstreckten, hing das Ergebnis von den letzten beiden Basen ab, die noch über Mineralien verfügten. Am Ende wussten wir, dass wir den Höhepunkt von StarCraft II-Esports miterlebt hatten: bedachtes strategisches Positionieren, blitzschnelle und spontane Entscheidungen sowie makellose Technik bei der Umsetzung.

Besondere Erwähnung für 2013

Sasha „Scarlett“ Hostyn gegen Choi „Bomber“ Ji-Sung

  • Viertelfinale der Red Bull Battlegrounds NYC, Spiel 3 (23. November 2014)

  • Gespielt auf Das Habitat

  • Kommentatoren: Day9 & DjWHEAT

2014

Bbyong gegen Flash

  • Halbfinale des SanDisk SHOUTcraft Invitational, Spiel 3 (7. Juni 2014)

  • Gespielt auf Zwischenstopp

  • Kommentatoren: Artosis & Totalbiscuit

Das ist das letzte TvT, versprochen.

Ab 2012 begannen langjährige StarCraft: Brood War-Profis aus der offiziellen Korean Esports Association (KesPA), auf StarCraft II umzusteigen. Sie hatten zwar etwas Aufholbedarf auf erfahrene StarCraft II-Spieler, von denen einige bereits seit 2010 spielten, aber im Jahr 2014 fanden die „KesPA“-Spieler zu ihrer Stärke und spielten in vielen Turnieren im Spitzenfeld mit.

Einer dieser Newcomer war Lee „Flash“ Young-Ho, der unumstritten beste StarCraft: Brood War-Spieler aller Zeiten. Er konnte zwar in StarCraft II nie vollständig an seine Dominanz in Brood War anknüpfen, erreichte aber immer wieder in Turnieren mindestens das Halbfinale und zeigte einzigartige Ideen für Strategien der Terraner. Er blieb seinen Wurzeln aus Brood War treu und verließ sich in TvTs oft auf unaufhaltbare Mech-Armeen, mit denen er die Karte aufteilte und seine Gegner aushungerte. In diesem Spiel war dieser Gegner Jung „Bbyong“ Woo-Yong, ein weiterer aufstrebender Veteran aus Brood War, der sich einen Namen machen wollte.

Die Schlacht fand auf Zwischenstopp statt, einer ungewöhnlichen Karte mit mehreren Inselexpansionen, die sich als spielentscheidend herausstellen würden.

Nach 28 Minuten lag Flash mit einer mächtigen Mech-Armee komfortabel in Führung. Er bewegte sich über die Karte, um seinem Gegner den Todesstoß zu versetzen. Bbyong wusste, dass er mit seiner kleineren Bio-Armee einen direkten Kampf nicht gewinnen konnte, und entschied sich deshalb für einen verzweifelten Gegenangriff.

Normalerweise laufen solche Situationen unweigerlich auf eine Entscheidungsschlacht hinaus, die die Mech-Armee meistens gewinnt. Aber während beide Spieler die gegnerischen Basen einrissen, enthüllte Bbyong sein Ass im Ärmel: Er hatte die ganze Zeit über eine geheime Luftarmee aufgebaut. Im entscheidenden Kampf übernahm Bbyong die Kontrolle über die Lüfte und konnte zwar keine seiner Basen retten, allerdings eine einsame Satellitenzentrale auf einer Inselexpansion beschützen.

An diesem Punkt begann das Spiel quasi von Neuem. Bbyong baute seine einsame Insel im kalten Weltraum auf, während Flash das Festland beherrschte. Von hier an konnte niemand das endgültige Ergebnis vorhersagen.

Besondere Erwähnung für 2014

Kim „Cure“ Doh-Wook gegen Cho „Trap“ Sung-Ho

  • Halbfinale der Red Bull Battlegrounds Washington, Spiel 1 (21. September 2014)

  • Gespielt auf Catallena

  • Kommentatoren: Day9 & Tod

2015

Dark gegen Dream

  • Halbfinale der 2. Saison des KeSPA Cups 2015, Spiel 2 (12. Juli 2015)

  • Gespielt auf Coda

  • Kommentatoren: Valdes & Wolf

Wenn eine bewegliche Terraner-Armee aus Space-Marines, Marodeuren, Arachnominen und Medivacs auf eine ebenso bewegliche Zerg-Armee aus Mutalisken, Zerglingen und Berstlingen trifft, dreht sich das Spiel mehr um ständige Geplänkel als um entscheidende Schlachten. Fans werden uns sicher zustimmen, dass dieser Spielstil spannend zu beobachten ist, und nie war er öfter zu sehen als im Jahr 2015 gegen Ende des Zeitalters von Heart of the Swarm.

Von den Terranern repräsentiert niemand diese Zeit besser als Cho „Dream“ Joong Hyuk. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war Dream für tempobasierte Bio-Strategien mit Angriffen bekannt, die von einem steten Strom heranrückender Infanterie verstärkt wurden. Dazu Marine Splits, die MarineKing vor Neid erblassen ließen und einfach unfassbares Thor-Mikro. Thors gelten zwar normalerweise als eine der unbeweglichsten und trägsten Einheiten im Spiel, aber in Kombination mit schnellen Medivacs können sie unerwartet mobil sein. Niemand setzte diese Taktik besser um als Dream.

In unserem besten Spiel von 2015 traf Dream auf seinen Teamkollegen Park „Dark“ Ryung-Woo. Dark war zwar noch nicht in seiner Höchstform, in der er 2019 die BlizzCon gewann, galt aber damals schon als einer der wenigen Zerg-Spieler, die dieser Taktik der Terraner trotzen könnten.

Bei diesem Aufeinandertreffen von zwei Topspielern bekamen wir ständige Störangriffe mit Medivacs und Mutalisken, Gegenangriffe mit Zerglingen sowie Vorstöße und Gegenvorstöße zu sehen. Die Action war ununterbrochen, man hatte keine Zeit zum Luftholen und konnte nur die grundsolide Technik beider Spieler bewundern.

Besondere Erwähnung für 2015

Koh „Gumiho“ Byung-Jae gegen Lee „INnoVation“ Shin-Hyung

  • Runde der besten 16 der 3. GSL-Saison 2015, Spiel 1 (11. September 2015)

  • Gespielt auf Eiserne Festung

  • Kommentatoren: Valdes & Wolf

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