Blizzard

Erstellung von Sammlerstücken bei Blizzard

Sammlerstücke bieten uns eine Möglichkeit, den Charakteren aus Blizzard-Spielen reales, physisches Leben einzuhauchen. Für viele von uns ist es etwas Besonderes, einen Gegenstand aus einem Spiel berühren und fühlen zu können – man holt sich nicht nur seinen Lieblingscharakter, sondern ein Stück von Blizzard ins eigene Wohnzimmer.

Wir haben mit Ehren Bienert (Senior Sculptor) und Brianne M Loftis (Producer) aus der Abteilung für Creative Development gesprochen. Das Team ist für einige der beliebten Sammlerstücke verantwortlich, und wir haben erfahren, wie viel harte Arbeit, Liebe und spielzeuggetriebenes Chaos in der Entwicklung steckt.

F: Wie wird ein Sammlerstück entwickelt?

Wir interpretieren eine Konzeptzeichnung und machen aus diesem zweidimensionalen Kunstwerk digitale Assets. Wir verbringen viel Zeit in Zbrush, einem digitalen Modellierprogramm, mit dem man in 3D und 2,5D modellieren, texturieren und malen kann. Danach halten wir mit dem Entwicklerteam Rücksprache, das das Konzept produziert hat, bevor wir einen physischen Prototyp erstellen. Und wir erstellen echt viele Prototypen.
 

Einen großen Teil unserer Zeit arbeiten wir mit dem Entwicklerteam an verschiedenen Posen, um sicherzustellen, dass wir die Persönlichkeit des Charakters richtig einfangen. Manchmal hat das Entwicklerteam eine ikonische Pose im Sinn und in anderen Fällen experimentieren wir herum, bis wir eine finden, die den Charakter treffend abbildet. Sobald wir uns für eine Pose entschieden haben, erstellen wir ein grobes 3D-Modell dieser Pose. Danach schnappen wir uns hochauflösende Assets vom Spieleteam und von Blizzards Animationsabteilung und modellieren damit die endgültige Pose. Abschließend fügen wir viele Details hinzu, damit das Sammlerstück in Serie hergestellt werden kann.

Warum sind viele Details hilfreich, damit ein Sammlerstück in Massenproduktion gehen kann?

Während der Produktion gehen einige Details im Herstellungsprozess verloren. Wenn die Farbschicht aufgetragen wird, verschwinden Details. Zum Beispiel werden dadurch kleine Rillen gefüllt oder unscheinbare Texturdetails überdeckt. Wir verbringen viel Zeit damit, die Details unserer Prototypen oft sogar übertrieben stark hervorzuheben, um dem entgegenzuwirken.

F: Wie wählt ihr die richtige Pose aus?

Obwohl das Entwicklerteam am besten mit dem im Spiel gerenderten Charakter vertraut ist, machen wir im Prozess Vorschläge und gehen Kompromisse ein, weil die plastischen Assets, die zu realen Produkten werden, aus allen Blickwinkeln funktionieren müssen. Es kann ziemlich knifflig sein, ein 2D-Konzept in dreidimensionale Realität umzusetzen. Ganz besonders, wenn man keine 360°-Ansicht zur Verfügung hat. Man muss herausfinden, wie man den Charakter am besten aus allen möglichen Blickwinkeln erkennbar machen kann, auch wenn man seine Rückseite auf dem Konzeptbild nicht sieht. Manchmal sind in einem Konzept die Arme und Beine eines Charakters nicht sichtbar – das kann uns vor schwierige Herausforderungen stellen. Oft müssen wir mit der Platzierung der Arme und Beine experimentieren, damit alles gut aussieht. In diesen Prozess fließt viel Arbeit.

F: Könnt ihr die genauen Bestandteile dieses Vorgangs beschreiben? Wie sieht der Ablauf aus?

A: Wir gehen so vor: Konzept – grobes Modell – Details – abschließendes Modellieren – Erstellen eines Abdrucks – Gießen – Bemalen – Fotografieren. Danach werden zwei Kopien an die Fabrik geschickt: Eine namens „Tooling“, aus der die Gussformen erstellt werden, und eine namens „Paint Master“, die als Vorlage für die Bemalung dient. Die Fabrik stellt dann aus den Teilen, die wir ihnen schicken, ein Muster des fertigen Produkts her. Wir erhalten die ersten Versionen als unbemalte „Probestücke“, anhand derer wir sicherstellen, dass alles so gut wie möglich unseren Vorstellungen entspricht. Wir nehmen uns für jeden Schritt extrem viel Zeit. Oft ändern wir an den verschiedenen Probestücken etwas, bevor wir sie für die Bemalung freigeben – den nächsten Schritt. Der Bemalungsvorgang läuft ähnlich ab. Wenn wir zufrieden sind, erstellen wir die Verpackung und stellen mit Tests sicher, dass die Statuen den Transport von der Fabrik zum Käufer unbeschadet überstehen.

F: Wie überwacht ihr den Herstellungsvorgang?

Wir besuchen unsere Fabriken, sehen uns die Herstellung an und geben Feedback und Anweisungen. Wir überwachen den gesamten Prozess und arbeiten mit Vertretern der Fabrik zusammen, um unsere hohen Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Unser wichtigstes Ziel ist es, die Fabrik mit dem bestmöglichen Prototyp zu versorgen – dieser dient als Richtlinie, die die Fabrik erfüllen muss. Es ist unmöglich, einen Prototyp hundertprozentig genau nachzubilden, doch die Fabriken machen das phänomenal gut. Immerhin werden sie vor eine unglaublich schwierige Herausforderung gestellt.

Q: Was genau sind diese schwierigen Herausforderungen?

Die Fabrik muss den gesamten Prozess genau überwachen und sicherstellen, dass sich keine Fehler in den Vorgang einschleichen. Diese Fehler können beim Modellieren, Gießen, Bemalen, so gut wie überall entstehen. Wenn zum Beispiel jemand eine Statue auf dem Sockel befestigt, und die Statue etwas zu weit nach vorne lehnt, und sie bemalt und mit Accessoires versehen wurde, muss das ganze Stück verworfen werden. Das ist eine riesige Zeit- und Geldverschwendung. Wenn solche Fehler zu spät entdeckt werden, kann es dazu kommen, dass Tausende Statuen verworfen werden müssen.

F: Warum stellt ihr so viele Prototypen her?

Wir entwickeln einen groben Prototyp, um uns ein Bild über die Pose und die Proportionen zu machen. Wenn der uns gefällt, verfeinern wir das grobe Modell und stellen es fertig. Wir erstellen Gussformen der endgültigen Skulptur, aus denen wir Abgüsse machen und diese für die Serienproduktion an die Fabrik schicken.

F: Was passiert mit diesen Prototypen?

Die meisten werden während des Herstellungsvorgangs zerstört. In der Fabrik werden aus den Harzgüssen Formen erstellt. Die bemalten Prototypen haben bessere Überlebenschancen – einen von ihnen haben wir der Benefizauktion der BlizzCon gespendet.

F: Könnt ihr uns etwas über eure Werkstatt erzählen?

Wir haben eine Lackierkabine mit Belüftung und einen Raum, der ausschließlich der schnellen Erstellung von Prototypen mittels 3D-Druckern dient. So gut wie alle unsere eigenen Gussformen und Abdrücke werden aus Silikon und Harz gemacht.

F: Was ist der schwierigste Teil eures Jobs?

Die Fristen können für ziemlich viel Stress sorgen. Der gesamte Herstellungsvorgang eines fertigen Produkts dauert 12 bis 18 Monate, während derer wir ständig dafür sorgen, dass unsere hohen Standards erfüllt werden. Aber das Ergebnis ist das wert – zu wissen, dass man etwas erschaffen hat, das von tausenden Menschen geliebt wird. Es ist unglaublich befriedigend, wenn Fans die Details loben, in die man Monate an Arbeit gesteckt hat.

F: Habt ihr Ratschläge für angehende Künstler oder Bildhauer?

Arbeitet zu Hause an euren Kunstwerken, um immer besser zu werden.

F: Wem dürfen wir für die Erstellung dieser Statuen danken?

Es ist alles Teamarbeit. Jedes Produkt besteht aus unglaublich vielen Aspekten. Ganz Blizzard arbeitet daran. Wie man so schön sagt: „Wir haben Blut und Schweiß vergossen.“

F: Was wollt ihr mit den von euch kreierten Sammlerstücken erreichen?

Wir wollen Menschen inspirieren. Wenn ein Sammlerstück euch Lust auf das Spiel macht oder euch anspornt, selbst Kunstwerke zu erschaffen, haben wir unsere Aufgabe erfüllt. Die physische Verbindung ist auch richtig cool – auf diese Art kann man im Grunde genommen ein Stück Blizzard besitzen.

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