Gasthausgespräche: BabyBear
Kommt näher und spitzt die Ohren: Es ist Zeit für Gasthausgespräche, die neue Reihe, bei der wir euch einige der großartigen Mitglieder unseres schönen Gasthauses vorstellen.
BabyBear ist eine für ihre Spielweise und ihren persönlichen Stil bekannte wettbewerbsorientierte Spielerin. Hier spricht sie über Wettkämpfe und den Aufbau ihrer eigenen Hearthstone-Community. Also setzt euch ans Feuer und lauscht unserem Gasthausgespräch!
Das folgende Interview wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit überarbeitet.
F: Wie hat es dich zu Hearthstone verschlagen?
A: Hearthstone war mein erstes Online-Spiel. Ich habe es 2016 kennengelernt, als mein Exfreund es gespielt hat. Anfangs hat es mich nicht interessiert, aber etwas später im selben Jahr habe ich beschlossen, es auszuprobieren. Als ich zu spielen begann, hatte ich keine Sammlung und keine Ahnung, was ich machen sollte, also habe ich einfach ein Deck mit den Karten erstellt, die ich hatte – und gewonnen! Das Spiel hat so viel Spaß gemacht, als ich die ersten Siege eingefahren habe. Seit diesem Augenblick spiele ich ununterbrochen!
F: Wie hast du dich für den BattleTag BabyBear entschieden?
A: Er hat keine tiefe Bedeutung (lacht). Weil ich keine anderen Online-Spiele gespielt hatte, hatte ich auch noch keinen Online-Namen, als ich mit Hearthstone anfing. Als ich meinen Account erstellte, trug ich gerade diesen Bärenstrampler, und weil ich gerade mal 1,55 m groß bin, habe ich ausgesehen wie ein Babybär. Ich dachte, wenn ich schon so aussehe, kann ich mich auch so nennen. Jetzt habe ich Freunde in der Szene und jeder kennt mich als „BabyBear“, was in der Öffentlichkeit oft Aufmerksamkeit erregt. Es klingt noch schlimmer, wenn sie versuchen, es als „Baby“ oder einfach „Bear“ abzukürzen (lacht).
F: Hast du über Hearthstone viele Freundschaften geknüpft?
A: Auf jeden Fall! Ich habe meinen besten Freund Otsuna über das Spiel kennengelernt. Wir haben zusammen ein paar LANs besucht, dort aber nicht wirklich miteinander gesprochen, bis wir über Twitter geplaudert und einander kennengelernt haben. Seit vier Jahren sind wir so gut wie jeden Tag in Kontakt. Wir reden über die Rangliste, Pech in Spielen, das Leben … wir trainieren auch gemeinsam für Events. Er lebt in Frankreich und ich in Belgien, also besuchen wir einander auch hin und wieder.
Außerdem habe ich meinen Freund Jambre über Hearthstone getroffen. Wir kannten uns bereits aus der Szene, aber wir haben uns zum ersten Mal persönlich bei dieser LAN in Paris getroffen, was ja bekanntlich die Stadt der Liebe ist, also der perfekte Hintergrund (lacht). Wir waren in derselben Trainingsgruppe, also haben wir viel Zeit miteinander verbracht und „saßen ständig zufällig nebeneinander“. Gegen Ende der Reise fragte er, ob ich einen Freund habe. Ich sagte, dass ich keinen habe, und am nächsten Tag hat er mir diese süße Nachricht geschrieben und erzählt, dass er sich in mich verliebt hat. Seitdem sind wir zusammen!
Er lebt im Vereinigten Königreich, also können wir nicht so viel Zeit zusammen verbringen, wie wir möchten, aber wir gehen gemeinsam über das Internet auf Dates und besuchen einander, so oft es geht.
F: Geratet ihr beide auch mal wegen Hearthstone aneinander?
A: Meistens feuern wir uns nur gegenseitig an. Jambre probiert gerne ungewöhnliche Strategien mit seinen eigenen Decks aus. Ich unterstütze seine Kreativität und er zeigt mir seine Deckkreationen. Wir sprechen oft über Decklisten, Matches und Strategien und versuchen, einander zu helfen.
Aber wir sind beide wettbewerbsorientierte Spieler, also stehen wir in einer freundschaftlichen Konkurrenz. Ich finde, Jambre ist insgesamt der bessere Spieler, weil er beständig Resultate erzielt: Er schafft es jeden Monat unter die 50 besten Ranglistenspieler und hat sich für jede Masters Tour qualifiziert. Aber wenn man sich unsere Siegesraten bei der Masters Tour ansieht, ist meine höher als seine, also vielleicht zählt ja das (lacht)!
Im Juni haben wir beide es unter die 50 besten Ranglistenspieler geschafft und uns für die Masters Tour 6 qualifiziert. Hoffentlich spielen wir bei der Masters Tour gegeneinander und können ein für alle Mal entscheiden, wer der bessere Spieler ist.
F: BabyJam? JamBear? Wie lautet euer Pärchenname?
A: Vor kurzem haben wir ein Powerpärchen-Match gegen ein anderes Hearthstone-Paar gespielt, Nayara und Nalguidan. Da wurden wir als „JamBear“ bezeichnet. Als wir uns zum ersten Mal in der Öffentlichkeit als Pärchen zeigten, nannten uns die Leute in unseren Twitch-Chats so. Also würde ich sagen, dass der Name für uns entschieden wurde, aber er gefällt uns, also verwenden wir ihn!
F: Warst du in Hearthstone von Anfang an ehrgeizig?
A: Ja, vom ersten Moment an. Schon nach einer Woche habe ich an örtlichen Events teilgenommen. Im ersten LAN-Turnier habe ich mich nicht gut geschlagen, aber es hat Spaß gemacht, neue Leute zu treffen, mit ihnen rumzuhängen und neue Strategien zu lernen. Da habe ich beschlossen, dass ich besser werden und gegen erfahrenere Spieler spielen will. Gegen die besten Spieler zu spielen und diese Beziehungen zu schließen, war meine wichtigste Motivation, selbst besser zu werden.
F: Wie sieht die belgische Hearthstone-Szene aus?
A: Vor der Pandemie hatten wir eine sehr aktive Szene mit vielen örtlichen LAN-Turnieren und Fireside Gatherings. Jetzt findet das meiste online statt. Aber die belgischen und niederländischen Wettkampf-Communitys von Hearthstone arbeiten zusammen, um über einen Discord-Kanal Turniere auf die Beine zu stellen, bei denen es um die Teilnahme an einem Live-Turnier für 16 Spieler geht. Ich habe daran in letzter Zeit nicht teilgenommen, aber ich weiß, dass sie auch während der Pandemie sehr aktiv sind.
F: Du hast 2019 auch am Turnier WSEG China teilgenommen. Was war das für eine Erfahrung?
A: Dieses Event war fantastisch! Von dem Moment an, als ich mich für die Finalrunden qualifizierte, war alles so besonders und gut umgesetzt. Die Organisatoren haben für mich einen Flug und ein tolles Hotel organisiert und mir zwei Wochen lang drei Mahlzeiten am Tag gegeben. Der unvergesslichste Moment war aber meine Halbfinalpartie gegen Justine. Sie hatte damals als Spielerin mehr erreicht und ich hatte das Gefühl, dass meine Deckkombination nicht gerade die richtige war. Ich konnte aber ein paar gute Begegnungen finden und mir den Sieg sichern. Daraufhin habe ich meiner Mama eine Nachricht geschrieben: „Ich habe gerade gewonnen, ich bleibe noch eine Woche in China, ich kann es kaum glauben!“ Das war ein unglaubliches Erlebnis. Es war mein erstes großes Turnier und deshalb will ich weiter an Events dieser Art teilnehmen.
F: Unterstützt dich deine Familie in deiner Entscheidung, professionelle Hearthstone-Spielerin zu sein?
A: Meine Eltern waren schon immer sehr aufgeschlossen und haben mich in allem unterstützt, was mich glücklich macht, auch in meinen Karriereentscheidungen. In diesem Fall war es etwas seltsam, weil es zunächst nur ein Hobby war und ich schon nach kürzester Zeit auf sehr hohem Niveau spielte. Ich musste ein paar Familienereignisse verpassen, um mich vorzubereiten, und Mama meinte: „Hoffentlich ist es das wert!“ Dann habe ich mich für WESG qualifiziert und sie meinte: „Okay, ich schätze, das war es wert.“ Sie und meine Schwester haben außerdem Twitch-Accounts erstellt, damit sie meine Streams unterstützten und im Chat peinliche Geschichten über mich erzählen können (lacht).
F: Hast du als erfolgreiche wettbewerbsorientierte Hearthstone-Spielerin Tipps für andere Spielerinnen, die Teil der Szene werden möchten?
A: Ich würde sagen, wenn euch das Spiel Spaß macht und ihr gerne in Wettbewerben spielen wollt, dann spielt einfach! Es kann einschüchternd sein, wenn man eine von wenigen Frauen bei einem Turnier ist, aber davon darf man sich nicht verrückt machen lassen. Letzten Endes zählt, wie gut ihr spielt. Gleichzeitig werdet ihr als Minderheit schnell die Aufmerksamkeit vieler Leute auf euch ziehen. Ich denke, es ist wichtig, Grenzen festzulegen und sicherzustellen, dass ihr euch damit arrangieren könnt, was von der Community, Turnierorganisatoren und anderen Spielern von euch verlangt wird. Und sprecht eure Bedenken aus, wenn diese Grenzen überschritten werden.
Es gibt auch diese großartige Community namens „Badass Women of Hearthstone“ folgt ihnen also auf Twitter und tretet ihrem Discord bei. Hier könnt ihr mit anderen Frauen in der Szene sprechen, Fragen stellen und von euren Erlebnissen erzählen, über die ihr vielleicht nicht in der Öffentlichkeit reden wollt. Das ist ein hervorragender Einstiegspunkt.
F: Was ist deine liebste Hearthstone-Erweiterung und deine liebste Hearthstone-Karte?
A: Meine bisherige Lieblingserweiterung ist Das Flüstern der Alten Götter. Sie erschien, als ich gerade erst zu spielen begonnen hatte, und ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Zeit. Ich erinnere mich, dass ich Schwierigkeiten hatte, Rang 15 zu erreichen, und dachte, wie viel Pech ich ständig hatte. Aus der heutigen Perspektive ist es klar, dass ich einfach nicht besonders gut war (lacht). Aber dennoch habe ich richtig gerne Decks erlernt, und wenn ich an sie zurückdenke, erinnere ich mich an die schöne Zeit, als ich gerade zu spielen begonnen hatte.
Heutzutage spiele ich von allem ein bisschen und wechsle in der Rangliste oft Decks. Als ich zu spielen begann, gab es diesen Tempomagier, das war mein Lieblingsdeck. Es hat mir richtig Spaß gemacht, meine Gegner mit meinen Zaubern zur Verzweiflung zu bringen. Magier war auch die erste Klasse, mit der ich 1.000 Ranglistensiege erzielt habe.
Meine Lieblingskarte ist Sir Finley der Seeführer – die Diamantversion – weil ich die Animation liebe, wie er im Wasser rotiert … sein lachendes Gesicht macht mich jedes Mal glücklich, wenn ich es sehe.
Wer mich schon einmal bei einer LAN oder in einem Stream gesehen hat, weiß, dass ich auf Tattoos stehe. Ich habe schon insgesamt 23! Jahrelang wollte ich ein Hearthstone-Tattoo, aber ich habe es nie durchgezogen. Vor ein paar Wochen habe ich ein Abonnementenziel auf Twitch festgelegt, für das ich mir ein Tattoo zulegen würde, und ich habe es endlich gemacht! Jetzt sehe ich jeden Tag Sir Finleys lächelndes Gesicht.
F: Möchtest du uns sonst noch etwas sagen?
A: Nur, dass ich vor kurzem ins Partnerprogramm von Twitch aufgenommen wurde und ich mich freue, weiterhin Hearthstone zu streamen und Frauen in der Szene zu repräsentieren. Schaut also nächstes Mal, wenn ich streame, vorbei und sagt „Hallo“. Ich liebe es, mit Zuschauern zu interagieren, gemeinsam Spaß zu haben und ein paar Matches zu spielen!
Ihr könnt BabyBear auf Twitter unter BabyBearHS oder auf Twitch unter twitch.com/babybearhs folgen.