StarCraft Remastered

Vom StarCraft-Profi zum Blizzard-Mitarbeiter: Interview mit TheBOy

Blizzard Entertainment

StarCraft Remastered wird am 14. August veröffentlicht, was gäbe es also für einen besseren Zeitpunkt, um auf beinahe zwei Jahrzehnte StarCraft zurückzublicken? Diese Woche rücken wir Kook „TheBOy“ Kibong ins Rampenlicht, der bei der Veröffentlichung von StarCraft 18 Jahre alt war. Er wurde schnell zu einem der besten Spieler Koreas und erreichte viele gute Platzierungen bei Turnieren.

Jahre später fand er sich bei Blizzard Korea wieder, wo er derzeit Esports für StarCraft und StarCraft II auf die Beine stellt. Wir haben mit Kibong gesprochen und ihn nach seinem Werdegang vom leidenschaftlichen Spieler zum gefeierten Progamer bis hin zu seiner einflussreichen Rolle bei der Gestaltung von Esports bei Blizzard befragt.


Was hat dich bei der Veröffentlichung besonders an StarCraft angezogen?

Als ich in Australien lebte, habe ich viele Rennspiel-Wettbewerbe in Spielhallen gewonnen. 1998 waren meine Freunde plötzlich weg, während ich in der Spielhalle spielte. Ich habe sie in einem Internetcafé gefunden, in dem sie StarCraft spielten. Ich war so beeindruckt von den Bewegungen der WBFs und Space-Marines, dass ich meinen Freunden drei Tage lang beim Spielen zusah. Zunächst wollte ich selbst nicht spielen, aber irgendwann konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen.

Du hast also professionell Rennspiele gespielt, bevor du zu StarCraft gewechselt bist?

Circa 1997 gab es einen richtigen Spielhallen-Boom, also habe ich dort viel Zeit verbracht. Ich spielte viel mit einem Freund, der Daytona USA wirklich gut beherrschte. Ich wollte gewinnen, also habe ich hart trainiert, um meine Rundenzeit nur um eine Hundertstelsekunde zu verbessern. Dann gab es für mich in der Stadt keine richtigen Konkurrenten mehr.

Es gab außerdem einen wöchentlichen, stadtweiten Daytona USA-Wettbewerb. Der Spieler mit der schnellsten Rundenzeit konnte jede Woche etwas Geld und andere Preise gewinnen. Ich habe jede Woche gewonnen.

Als ich später professioneller StarCraft-Spieler wurde, habe ich damit Geld verdient und ein Auto gekauft. Mich haben individuell ausgestattete Fahrzeuge sehr interessiert und ich habe sogar an Dragster-Rennen teilgenommen. Ich habe ernsthaft überlegt, wie ich am besten den Übergang vom professionellen Gamer zum professionellen Rennfahrer schaffen könnte. Doch die koreanische Rennszene ist noch immer ziemlich unterentwickelt … also musste ich das aufgeben.

Wie lange hat es gedauert, bis du professioneller StarCraft-Spieler geworden bist?

Im Durchschnitt braucht man mehr als ein Jahr, um Profispieler zu werden. Allerdings konnte ich mir schon nach sieben Monaten einen Namen im Battle.net machen. Nach acht Monaten hatte ich einen Manager und kurz darauf einen Sponsor.

Bevor ich Profispieler wurde, spielte ich normalerweise acht bis zehn Stunden am Tag. Als ich Profi wurde, konnte ich keine Spieler mehr finden, die mich schlagen konnten, also trainierte ich weniger. Aber vor einem Wettkampf habe ich normalerweise 20 bis 30 Spiele gespielt, um mir Strategien zu überlegen. Ich habe auch viele Notizen gemacht, um einen Überblick über meine besonderen Taktiken zu behalten. Mir hat das Spiel sehr viel Spaß gemacht und ich habe es jeden Tag drei oder vier Stunden lang gespielt.

Was war dein stolzester Moment?

1999 war alles aufregend und neu. Ich verdiente Geld damit, ein spannendes Spiel zu spielen, Fernsehsendungen zu besuchen, Fans zu gewinnen und bekannte Persönlichkeiten aus vielen verschiedenen Branchen zu treffen. Eine Zeit lang haben Fans darum gekämpft, mein Autogramm zu bekommen. Ich werde nie die '99 ProGamer Korea Open (PKO) vergessen, das war mein erstes Turnier vor Publikum. Ich wurde im Finale geschlagen, habe aber die ersten acht Matches hintereinander gewonnen. Das war ein neuer Rekord, der lange nicht gebrochen wurde.

Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, als ich von einer koreanisch-amerikanischen Internetcaféfirma in die Vereinigten Staaten eingeladen wurde. Ich war dort in allen koreanischen Zeitungen und wurde in eine koreanisch-amerikanische Radiosendung eingeladen.

Was war deine größte Stärke? Gab es eine bestimmte Einheit, die du besonders gut steuern konntest oder einen bestimmten Spielstil, den du entwickelt hast?

Ich habe viel Zeit damit verbracht, mich auf schwächere Einheiten und Strategien zu konzentrieren. Ich wollte die vorherrschende Meinung widerlegen, dass bestimmte Einheiten und Strategien schwächer als die üblichen seien. Manchmal scheint eine bestimmte Kombination von Einheiten sehr mies, wenn man aber ihre wahre Stärke findet, kann man damit ganz leicht gewinnen.

Ich war bekannt dafür, Hydralisken einzusetzen, also wurde mein Spitzname natürlich „Hydralisk“ oder „Living Hydralisk“. Manchmal wurde ich sogar „Thoughtful Hydralisk“ genannt, weil ich so viel Denkarbeit in meinen Spielstil investierte.

Als die Leute anfingen, mich „Living Hydralisk“ zu nennen, baute ich sogar noch öfter Hydralisken. Auch wenn ich wusste, dass ich sie in einem bestimmten Match nicht verwenden sollte, hatte ich trotzdem das Gefühl, ich müsste das machen.

Wer waren deine besten Freunde unter den anderen Profispielern?

Ich habe noch immer ein gutes Verhältnis zu Profispielern aus der Zeit zwischen 1999 und 2002, wie Jinho Hong („YellOw“), Do-gyung Kang („H.O.T-Forever“), Guillaume Patry („Grrrr...“) und Giseok Lee („SSamzang“).

Hast du lustige Anekdoten mit ihnen auf Lager?

Ich habe ein paar geheime Videos, die YellOw und H.O.T-Forever beim Tanzen, Singen und sogar Fluchen zeigen, aber ich möchte ihre Privatsphäre schützen …

Was hat dich dazu bewogen, deine Karriere zu wechseln?

Als ich Profispieler war, spielte ich nicht nur das Spiel. Ich habe auch viele Geschäftsmöglichkeiten verfolgt. Als Internetcafés in Korea beliebter wurden, organisierte ich einige Werbeevents für sie. Irgendwann hatte ich so viele davon veranstaltet, dass ich daraus einen gewöhnlichen Job bei einem Franchiseunternehmen machte.

Wie bist du bei Blizzard gelandet?

Nachdem ich Erfahrung gesammelt hatte, gründete ich ein sehr ambitioniertes Venture-Unternehmen. In der Anfangsphase gab es dabei allerdings einige Probleme. Ich konnte das Produkt nicht veröffentlichen und musste mein Geschäft schließen. Das war ein riesiger Rückschlag … Als ich an meinem Tiefpunkt angelangt war, stieß ich auf eine offene Stelle für Esports bei Blizzard. Für mich als großen Fan von StarCraft war das eine tolle Gelegenheit, meinen Traum und meine Leidenschaft zu verfolgen.

Gewinnst du alle internen StarCraft-Matches und -Wettbewerbe bei Blizzard? Wer ist dein größter Konkurrent im Büro?

Als ich bei Blizzard anfing, haben mich viele Mitarbeiter herausgefordert und ich habe nie ein Spiel verloren. Heute gibt es einige großartige Spieler, die mich schlagen können, wenn ich Terraner oder Protoss spiele. Wenn ich Zerg spiele, kann mir noch immer niemand das Wasser reichen. Viele Leute haben mir erzählt, dass ich ein ganz anderer Spieler bin, wenn ich Zerg spiele. Ich sage zum Spaß immer, dass ich selbst ein Zerg bin und dass ich deshalb nicht einmal eine Maus oder eine Tastatur berühren muss, um das Spiel zu gewinnen!

 

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